Diagnostik VL 6 Urteilen und Entscheiden + Kapitel 5

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Diagnostik VL 6 Urteilen und Entscheiden + Kapitel 5 Flashcards on Diagnostik VL 6 Urteilen und Entscheiden + Kapitel 5, created by Sandra Blinde on 31/05/2018.
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Question Answer
Als diagnostischer Prozess wird was bezeichnet? Als diagnostischer Prozess wird die Abfolge von Maßnahmen zur Gewinnung diagnostisch relevanter Informationen und deren Integration zur Beantwortung einer Fragestellung bezeichnet
Was ist in Fragestellung enthalten? Was sind Beispiele für Auftraggeber? Was ist das Ziel der Fragestellung? Was ist nicht immer im diagnostischen Prozess enthalten? (2) - Fragestellung oft mehrere Fragen (Auftraggeber, wie Kliniker, Richter, Lehrer, Eltern, etc.) - gezielte Beantwortung einer Psychologischen Fragestellung - Nicht immer im diagnostischen Prozess: Empfehlungen, Gutachten
Beispiele für Fragestellungen: (9) Beispiele für Fragestellungen:  Welche Ursachen haben die schlechten Schulleistungen von Jürgen K.?  (Pädagogischer Bereich, Schulpsychologie)  Ist Herr M. für eine Ausbildung zum Chemielaboranten geeignet?  (Berufseignungsdiagnostik)  Liegt bei Frau H. ein psychische Störung vor, und wenn ja, welche?  (Klinische Psychologie)  Ist Herr V. schuldfähig? (Forensische Psychologie)  Ist zu erwarten, dass Herr A. auch zukünftig erheblich oder wiederholt gegen  verkehrsrechtliche Bestimmungen verstoßen wird? (Fahreignungsdiagnostik)
Der diagnostische Prozess Abbildung
- Wann lehnt man einen Auftrag ab? - Lösung von Problem vom Auftraggeber =? - Wann lehnt man einen Auftrag ab?  Fehlendes Sachwissen, nicht der eigene Kompetenzbereich  Eigenes Gewissen oder Gesetz spricht dagegen (Gefälligkeitsgutachten)  Keine neutrale Haltung möglich  Erkenntnisgewinn vs. Kosten (Belastung des Probanden oder finanziell) - Lösung von „Problem“ vom Auftraggeber= hypothesengeleitetes Vorgehen (psychologische Fragen entwickeln, die zur Beantwortung beitragen)
Ablauf diagnostischer Prozess (3) 1. Fragestellung klären – Hintergrundinformationen und wissenschaftliche Erkenntnisse beachten 2. Entwickeln und prüfen von Hypothesen 3. Diagnostische Urteilsbildung (Integration von Ergebnissen)
1. Fragestellung klären – Hintergrundinformationen und wissenschaftliche Erkenntnisse beachten Was einbeziehen und mit was verknüpfen? o Vorinformationen vom Probanden, Grund für Begutachtung mit einbeziehen und mit theoretischem Fachwissen verknüpfen (Was sind Gründe für Schuleschwänzen, etc.)  Vorinfos helfen beim Selektieren, welche psychologischen Fragen für den konkreten Fall relevant sind
2. Entwickeln und prüfen von Hypothesen Was formulieren? Was auswählen? - Formulieren psychologischer Fragen (müsse messbar sein) - Geeignete Verfahren auswählen (ein Verfahren kann mehrere Fragen beantworten oder auch eine Frage durch mehrere Verfahren beantwortet werden)
2. Entwickeln und prüfen von Hypothesen Abb. Von der Fragestellung zur Auswahl von Methoden beschreiben! Warum werden Testungen wiederholt und andere Verfahren gewählt? Warum werden Testungen wiederholt oder andere Verfahren gewählt?  Uneindeutige Antwort: bsp. Vertrauensintervall zu groß (evtl. neue Hypothesen nötig)  Widersprüchliche Antworten evtl. neue Hypothesen notwendig (evtl. neue Hypothesen nötig)  Ungültige Antwort: Zweifel ob Ergebnis valide
5.2: Das diagnostische Urteil - Definition diagnostisches Urteil - Was zeichnet ein diagnostisches Urteil aus? - Voraussetzung: o Beantwortung der Fragestellung anhand von bereits vorliegenden diagnostischen Informationen • untersuchbar, d.h. es liegen diagnostische Informationen vor, anhand derer die Fragestellung beantwortet werden soll Voraussetzung: gutes Kriterium notwendig, wann ein Urteil korrekt ist
Was wurde der in der Studie von Christiansen et al. zur diagnostischen Urteilsbildung untersucht? • Untersuchung: gut ausgebildete Berater im Bereich Personalauswahl sollten ein Urteil darüber abgeben, ob Bewerber A oder B für die Stelle des Managers besser geeignet ist o Bewerber A: hohe kognitive Fähigkeiten und durchschnittlich im Persönlichkeitsbereich o Bewerber B: hohe Werte im Persönlichkeitsbereich und eher durchschnittliche kognitive Fähigkeiten o Zusätzlich wurde soziale Erwünschtheit erhoben  Berater sollten ihr Urteil einmal mit und einmal ohne diese Info geben
Was waren Ergebnisse der Untersuchung von Christiansen et al. zur diagnostischen Urteilsbildung und was kann man daraus für Schlussfolgerungen ziehen? • Ergebnisse o ohne Angabe über soziale Erwünschtheit: Bewerber B (hohe Werte im Persönlichkeitsbereich wurde als wesentlich besser geeignet eingestuft als Bewerber A (hohe kognitive Fähigkeiten) o mit Angabe einer hohen sozialen Erwünschtheit beider Bewerber: Bewerber B wird als weniger geeignet eingestuft als in der ersten Bedingung • Schlussfolgerung o Trotz ihres Expertenstatus ließen sich die Berater von invaliden Informationen beeinflussen  Forschung zeigt, dass kognitive Fähigkeiten ein guter Prädiktor für Berufserfolg sind, Persönlichkeitseigenschaften nicht  Forschung liefert keine negativen Belege für einen Zusammenhang zwischen sozialer Erwünschttheit und Berufserfolg
Klinische vs. mechanische/statistische Urteilsbildung - Unterscheidung betrifft was aber nicht was? - Klinische Urteilsbildung: - Mechanische Urteilsbildung: Statistische Urteilsbildung: • Unterscheidung betrifft nur die Kombination, nicht aber die Erhebung von Einzelinformationen • klinische Urteilsbildung: individuelle Urteile von Menschen (Diagnostikern) • mechanische Urteilsbildung: Daten werden nach einer Formel verrechnet, die aus empirischen Daten abgeleitet wurde o wenn Formel durch statistische Analyse ähnlicher Fälle begründet wird: statistische Urteilsbildung (Verwendung einer Gleichung oder Häufigkeitstabelle -> aktuarische Vorhersage)
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung - Was wird in Mehls „disturbing little book“ über den Vergleich von klinischer und mechanischer Urteilsbildung berichtet? - Bspl. Für statistisches bzw. mechanisches Urteilsmodell + Trefferquoten im Vergleich: • Vergleich von 22 Studien zeigte, dass statistische Urteilsbildung der mechanischen klar überlegen ist und trotzdem selten eingesetzt wird - Bspl. Für statistisches bzw. mechanisches Urteilsmodell: o Goldberg-Index [Feststellung ob Patient psychotisch oder nicht] o Test, ob Goldberg-Index oder klinisches Urteil effizienter  Trefferquote Goldberg: 74%  Trefferquote klinische Bewertung: 68%
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung Was zeigt die Studie von Growe et al. (2000) zum Vergleich von klinischer und mechanischer Urteilsbildung? • Überlegenheit von statistischen ggü. klinischen Urteilen wurde relativiert o Moderatorvariablen sind für den Effekt verantwortlich – mechanische Urteilsbildung der klinischen nur überlegen, wenn...  vorhergesagtes Kriterium: medizinische und forensische Kriterien  Informationsart: Interviewdaten
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung Was zeigt die Studie von AEgisdottir et al. (2006) zum Vergleich von klinischer und mechanischer Urteilsbildung? Überlegenheit der statistischen Urteile über alle Moderatorvariablen hinweg (zwar kleine Effektstärken, aber dennoch insg. das Ergebnis) • (Gesamteffektstärke von d=.16 bzw. d=.12 (nur kreuzvalidierte Studien ohne Ausreißer) o größte Effektstärke bei  Vorhersage von Gewalttätigkeit (d=.17) • d=0.17 entspricht r=.09  bei 1000 Vorhersagen werden durch das statistische Urteil 90 potentielle Gewalttäter mehr korrekt identifiziert • vgl. Growe, war dort genauso  der Art der verwendeten Vorhersage: Verwendung von statistischen Regressionsmodellen • Zusätzliche Informationen für die klinische Urteilsbildung, die in der Formel nicht berücksichtigt werden können, verbesserten die Ergebnisse erstaunlicherweise nicht • Die Kenntnis der statistischen Formel führte erstaunlicherweise zu mehr Verschlechterung des klinisches Urteils als nicht-Kenntnis der statistischen Formel
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung Unter welchen Bedingungen sind mechanische Urteile nicht signifikant besser als klinische (AEgisdottir, 2006)? • bei Vorhersage einer Diagnose • wenn eine rational entwickelte Regel als Grundlage zur Vorhersage herangezogen wir
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung - Wie kann man nach Growe erklären, dass klinische Urteile nicht die Genauigkeit von mechanischen erhalten? + (3) - ABER: Was sind Grenzen mechanischer Urteilsbildung? • klinische Urteile sind Urteilsfehlern unterlegen (Growe et al., 2000): o Ignorierung der Basisrate, d.h. es werden Diagnosen gestellt, die statistisch selten/unwahrscheinlich sind o falsche Gewichtung von Informationen, d.h. man orientert sich an Informationen, die leicht verfügbar sind (Availability Heuristic) o Vernachlässigung der Regression zur Mitte Grenzen mechanischer Urteilsbildung: o statistische Verfahren sind oftmals nicht umsetzbar, zu wenig Informationen, um Formel zu erstellen, in Formel werden „unwahrscheinliche Ereignisse“ gar nicht mit einberechnet (Bsp. Berufserfolg wird durch Studiennote und Berufserfahrung berechnet; aber Auszeichnungen (Nobelpreis) werden nicht mit aufgenommen, weil zu selten vorhanden)
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung - Befragung in den USA Ergebnis: - Gründe für Nicht-Verwendung mechanischer Urteilsbildung: (6) o Ergebnis: Kliniker bevorzugen klinische Urteilsbildung o Gründe für Nicht-Verwendung mechanischer Urteilsbildung:
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung Was sind laut Mehl (1989) typische Einwände gegen die statistische Urteilsbildung und wie kann man sie entkräften? • typische Einwände: o Man will eine Vorhersage über ein Individuum machen und nicht über Gruppen o Man kann Gruppenstatistiken nicht auf Individuen anwenden <-> Je mehr Fakten man hat, desto kleiner wird die Untergruppe (im Prinzip kann man die Gruppe so lange hinunterbrechen, bis man zum Individuum kommt, allerdings gibt es vieles, was man nicht wissen kann, weshalb man praktisch nicht dorthin kommen wird) o Zwei unterschiedliche Methoden müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, am besten macht man klinische und statistische Urteilsbildung <-> Entkräftigt: doch, sie liefern ja unterschiedliche Ergebnisse! Die statistische Methode ist nachgewiesen besser, man sollte die Methode nutzen die valider ist o Man hat es bisher normalerweise ohne statistische Urteilsbildung gemacht. <-> ist nur ein valides Argument, wenn man Vergleichsdaten hat, die zeigen, dass die Art und Weise, wie man bisher geurteilt hat, eine gute Art ist.
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung • Beispiele, bei denen ein klinisches Urteil ohne Statistiken unvorstellbar wäre: (3) - Wichtige Leitsätze: (3) • Beispiele, bei denen ein klinisches Urteil ohne Statistiken unvorstellbar wäre: o Sollte ich mich einer riskanten Operation unterziehen? o Warum sollte ich eine Lebensversicherung kaufen? o Russian Roulette: Möchtest du den Revolver mit einer Patrone oder ein leeres Patronenlager • Wichtige Leitsätze: o “Decrease extension by increasing intension.” o Reichenbach rule: “Use smallest reference class for which you have stable relative frequencies.” o Basically sound although some technicalities in applying. Each p-value is “correct.” But the narrowest is the one to rely on for prediction.
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung - Was halten die meisten Menschen für selbstverständlich? - Ziel: Allerdings halten es die meisten Menschen (sowohl Experten als auch Laien) für selbstverständlich, dass das klinische Urteil das beste ist : Man kann bessere Vorhersagen machen, wenn man das Individuum versteht. o Ziel: Diagnostiker sollten beide Verfahren kennen und anwenden können aber niemals einem statistischen Verfahren blind vertrauen – immer interpretieren
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung An welcher Stelle des Urteilsprozesses sollte klinische Erfahrung laut Mehl (1989) einfließen? • bei der Diagnosestellung: o die einzelnen Symptome/ die erste Verhaltensebene mittels klinischer Diagnosestellung, da Computer bis heute nicht gut in Mustererkennung sind  Wer ist analer/oraler Charakter?  Hat die Personen einen paranoiden Gang? Schizophrenes Lachen? o die einzelnen Symptome dann aber statistisch verknüpfen, bevor man urteilt
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung - Wie und warum ändert sich die Genauigkeit klinischer Urteile, wenn mehr Informationen zur Verfügung stehen? - Also: - Goldberg Paradox: • Wie? die Genauigkeit klinischer Urteile wird noch schlechter • Warum? weil es noch schwerer wird, zu entscheiden, was für das Urteil relevant ist und weil man Informationen gewichtet, die für das Urteil überhaupt nicht relevant sind • Also: Besser weniger Informationen erheben  Goldberg Paradox: Clinicians do worse than an equation based on prediciting their prediction (weil sie ihre eigene Gewichtung nicht konsistent vornehmen)
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung - Was ist ein „broken leg case“? + Bspl. - Warum spricht dieser nicht gegen die statistische Urteilsbildung? - Was tun? • broken leg case: Wenn der Algorithmus einen Faktor vernachlässigt, der so stark ist, dass er alles andere außer Kraft setzt o Beispiel: Die Person, bei der man die Wahrscheinlichkeit eines Kinobesuchs vorhersagen wollte, bricht sich das Bein • Wenn Kliniker den broken leg case entdecken würden, wären sie besser als das statistische Urteil ABER: Studien zeigen, dass klinische Urteile nicht besser sind als statistische, also sind Kliniker nicht in der Lage broken leg cases zu identifizieren (stattdessen werden sie überidentifiziert) Man sollte Kliniker in Bescheidenheit trainieren  Sie sollten sich davon verabschieden, zu denken, sie seien besser als die Statistik und die Schwelle, ein broken leg case zu identifizieren sollte höher sein
Klinische vs. statistische/mechanische Uteilsbildung - Mechanische der klinischen Urteilsbildung insg. nur ein wenig überlegen – Ansatzpunkte zur Verbesserung der mechanischen Methode: (4) o Nur statistische Modelle verwenden und auf rationale Begründungen von Formeln verzichten (denn laut der Metaanalyse von AEgisdottir sind statistische Modelle eindeutig besser als rationale) o Statistische Modelle müssen kontinuierlich überprüft werden o Moderatorvariablen berücksichtigen o Künstliche Neuronale Netze nutzen
Exkurs: Künstliche neuronale Netze - Beschreibe was es ist: - Gefahr bei künstlich neuronalen Netzwerken: o Besonderes Regressionsmodell: zwischen Prädiktoren und Kriterium liegt eine Zwischenschicht (Neurone), die den Zusammenhang zw. beidem vermittelt  robuster mathematischer Algorithmus, der Kriterium an Prädiktor anpasst o Gefahr bei Künstl. Neuro. Netzw.: bewähren sich nicht über Zeit, die Vorhersagekraft von Prädiktoren kann sich ändern (bsp. Ein Test wird nun auch von anderen Unternehmen verwendet, ist Bewerbern vertraut) -> man muss Stabilität der Prädiktoren berücksichtigen
Individuelle Diagnostik muss was für wissenschaftliche Kriterien erfüllen? (5) - INDIVIDUELLE DIAGNOSTIK muss wissenschaftliche Kriterien erfüllen: o Untersuchungshypothesen explizit darlegen o Auswahl von am besten geeignetsten Verfahren o Einsatz dieser unter kontrollierten Untersuchungsbedingungen (müssen Wiederholung und Vergleich möglich machen) o Entscheidungsregeln darlegen -> erst dann wird Diagnostik überprüfbar o Validität der Diagnose/ Prognosegenauigkeit darlegen
5.3 Das diagnostische Gutachten - Definition: Bericht über...? - Der Prozess bis zur Beantwortung wird transparent und nachvollziehbar dargestellt, er umfasst...: (4) - Bericht über die Beantwortung konkreter Fragestellungen, Antwort auf Basis von wissenschaftlichen Verfahren/Methoden nach feststehenden Regeln der Gewinnung und Interpretation von Daten - Der Prozess bis zur Beantwortung wird transparent und nachvollziehbar dargestellt, er umfasst o Die Herleitung psychologischer Fragen o Die Auswahl und Anwendung von Erhebungsmethoden o Die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse o Die Beantwortung der Fragestellung(en)
- Wie wird der diagnostische Prozess dokumentiert? - Mögliche Arbeitsfelder + Beispiele: (7) - Dokumentation des diagnostischen Prozesses o gewöhnlich schriftlich, gibt aber auch mündlichen Bericht - Mögliche Arbeitsfelder + Beispiele: o Schule- Schulfähigkeit, Uni- Zulassung zum Studium, Versicherungsträger-Rentenfragen, Gesundheitswesen – psych. Nachsorge, Öffentliche Verwaltung-Namensänderung, Arbeitsamt – Berufseignung, Gerichte-Familiengericht etc.
Ethische Prinzipien - Verbindliche Richtlinien von welcher Föderation? + (5) Verbindliche Richtlinien der Föderation der Deutschen Psychologenvereinigung (1999): o Sorgfaltspflicht: wissenschaftliche Fundiertheit, Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit, frist- und formgerechte Anfertigung o Transparenz: inhaltlich nachvollziehbar o Einsichtnahme: nur mit Einwilligung des Auftraggebers zugänglich, auf Wunsch des Begutachteten kann er Gutachten einsehen solange keine gesundheitlichen Schäden zu befürchten sind, falls von vornherein eine Einsichtnahme ausgeschlossen wird, müssen die Begutachteten vorher darüber informiert werden o Gefälligkeitsgutachten: Nicht zulässig, auch nicht die Abgabe von Gutachten, die durch Dritte ohne eigene Mitwirkung erstellt wurden o Stellungnahme zu Gutachten von Kollegen: zulässig aber Abschnitt B II. der ethischen Richtlinien (kollegiales verhalten) muss besonders beachtet werden
Aufbau eines Gutachtens - Überblick: (14) 1. Titelseite 2. Evtl. Inhaltsverzeichnis 3. Evtl. Zusammenfassung 4. Untersuchungsanlass 5. Fragestellung 6. Evtl. Vorgeschichte 7. Psychologische Fragen (oder Unterfragen), 8. Untersuchungsmethoden 9. Untersuchungsergebnisse 10. Interpretation der Ergebnisse 11. Stellungnahme, evtl. auch Empfehlungen 12. Unterschrift 13. Literatur 14. Evtl. Anhang (Materialien, die nur auszugsweise Verwendung gefunden haben)
Titelseite Was kommt alles in Titelseite: (7) 1. Titelseite: Absender, Adressat, Auftraggeber, Überschrift (Psychologisches Gutachten), Begutachtete Person (Name, geb. datum, Adresse), Datum, Gutachter
Fragestellung - Immer...? - Was passiert wenn die Fragestellung nach Rücksprache mit dem Auftraggeber modifiziert wurde? 5. Fragestellung: immer mit Auftraggeber erarbeitet und übereinstimmend, wurde die Fragestellung nach Rücksprache mit dem Auftraggeber modifiziert, wird die zuletzt vereinbarte Version aufgeführt
Vorgeschichte (evtl.) Nennung von was? 6. Evtl. Vorgeschichte: Nennung aller Quellen (Vorgutachten, Gerichtsakten etc.), die nicht vom Gutachter selbst erhoben wurden
Psychologische Fragen (oder Unterfragen) - Machen Fragestellung...? - Mögliche Hilfe aus Westhoff und Kluck: Verhaltensgleichung (beschreibe) 7. Psychologische Fragen (oder Unterfragen), - machen die Fragestellung „testbar/überprüfbar“ - mögliche Hilfe aus Westhoff und Kluck: V= f1 (U,O,K,E,M,S) -> Verhaltensgleichung mit allen relevanten Variablen zur Erklärung, vorhersage und Beeinflussung individuellen Verhaltens U= Umgebungsvariable (äußere Lebensbedingungen, wie Wohnsituation, finanzielle S.) O= Oragnismusvariable (körperliche Bedingungen, wie Krankheit) K= Kognitive Variable (Leistungsfähigkeit und Wahrnehmung, Lernen und Denken) E= Emotionale Variable (emotionale Belastbarkeit, Umgang mit Gefühlen und belastung) M= Motivationale Variable (Interessen, Motive, Werte) S= Soziale Variable ( soziale Intelligenz, Normen, Einflüsse von „bedeutsamen Anderen“) + deren Wechselwirkung
Untersuchungsmethoden & Untersuchungsergebnisse - Werden sie einzeln oder zusammen dargestellt? - Ablauf bei jedem verfahren: (3) - Ergebnisse in was für zeitlicher Form nennen? - Noch nicht was in diesem Teil, aber...: + ? 8. Und 9. Können auch in einem Punkt zusammengefasst werden, hier wird immer ein Verfahren genannt und dann die Ergebnisse im Anschluss Bei jedem Verfahren muss deutlich gemacht werden, was es messen soll + Verfahren präzise benennen: Angabe des Tests und der Testversion + Auswahl von Verfahren begründen: warum genau dieses Verfahren gewählt wurde (Bsp. Aktuelle Normen, Validität, Messgenauigkeit, kurze Bearbeitungszeit, nicht Sprachbasiert, etc.), + Durchführungsbedingungen beschreiben: Angabe von Ort und Uhrzeit, Abfolge der Verfahren, Durchführung in Einzel- oder Gruppensitzung, Untersucher und Erwähnung besonderer Vorkommnisse (z.B. Unterbrechungen) Ergebnisse in Vergangenheitsform präsentieren (Idee: keine festen Werte, bei einer neuen Erhebung könnten die Werte anders ausfallen) noch keine Interpretation der Werte ABER vergleichen und relativieren mit Normstichprobe ist kein Interpretieren + Verhalten vom Probanden in Testsituation beschreiben
Interpretations der Ergebnisse - Wird auch wie genannt? Was wird hier beantwortet? In welcher zeitlichen Form? - Was wird zur Beantwortung benutzt? - Was soll unbedingt genannt werden? - Mögliches Hilfsmittel: 10. Interpretation der Ergebnisse oder auch Befund, Beantworten der psychologischen Frage, im Präsens alle Informationen (nicht nur die selbst erhobenen) werden zur Beantwortung genutzt und alle relevanten zu einer Frage genannt, die Informationen werden integriert (war auch fett gedruckt im Buch, vielleicht ist das ja wichtig) Widersprüche in den Ergebnissen sollen unbedingt genannt und so weit möglich erklärt werden (Testsituation, Ermüdung der Probanden, Selbst- vs. Fremdbeurteilung, etc.) mögliches Hilfsmittel: Befundbogen (Abb. S. 404), dort werden alle Informationsquellen gesammelt und deren Informationen den psych. Fragen zugeordnet
Stellungnahme (evtl. auch Empfehlung) - In welcher zeitlichen Form? - Was wird hier angegeben? 11. Stellungnahme, evtl. auch Empfehlungen(Empfehlungen werden nur nach Vereinbarung gegeben) im Präsens knappe Antwort auf Frage des Auftraggebers, soll für sich allein verständlich sein, daher wichtig, zu erwähnen, woher die Informationen kommen
Allgemein zum Gutachten - Was für Anforderungen können unterschieden werden? (2) ...vs. ... - Generell müssen alle Anforderungen wie sein? - Anforderungen können unterschieden werden in: a. Kompensierbare vs. Nicht kompensierbare (muss etwas unbedingt erfüllt sein? Bsp. Pilot= sehr gutes Sehvermögen); b. stabile vs. Instabile (ist diese Anforderung jetzt gerade für den Job wichtig oder dauerhaft?) veränderbar vs. Unveränderbare Anforderungen (ist etwas trainierbar?) generell müssen alle Anforderungen messbar sein
Qualität eines Gutachtens - Was ist kaum prüfbar? - Erste Veröffentlichung zu Empfehlungen von Gutachten wann und von wem? - Unabdingbare Qualitätsanforderungen: (3) Richtigkeit eines Gutachtens kaum prüfbar erste Veröffentlichung zu Empfehlungen von Gutachten 1986 vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen Unabdingbare Qualitätsanforderungen: 1. Wissenschaftliche Fundierung 2. Nachvollziehbarkeit und Transparenz 3. Qualitätsanforderungen zu einzelnen Elementen des Gutachtens (wünschenswert aber nachrangig zu betrachten)
1. Wissenschaftliche Fundierung: (6) 1. Wissenschaftliche Fundierung - Theoretisch begründetes Vorgehen - Psychologische Fragen sind überprüfbar - Begründete Auswahl von Verfahren - Festgelegte Entscheidungskriterien vor der Datenerhebung - Alle Ereignisse und Informationen werden berücksichtigt - Schlussfolgerung anhand von wissenschaftlich gesicherten Gesetzmäßigkeiten
2. Nachvollziehbarkeit und Transparenz: (5) 2. Nachvollziehbarkeit und Transparenz - Welche Fragen und warum wurden sie untersucht - Wie ist der Gutachter zu welchen Ergebnissen gekommen - Begründungen für Schlussfolgerungen - Welche Informationen lagen vor - Adressat muss sie sprachlich, inhaltlich nachvollziehen können
3. Qualitätsanforderungen zu einzelnen Elementen des Gutachtens (wünschenswert, aber nachrangig zu betrachten): (7) Qualitätsanforderungen zu einzelnen Elementen des Gutachtens (wünschenswert, aber nachrangig zu betrachten): - Auftragsannahme - Herleitung der psych. Fragen - Verfahren - Untersuchung - Ergebnisse - Interpretation der Ergebnisse - Beantwortung der Frage des Auftraggebers
Übungsfragen Kapitel 5 1. Von welcher Zielsetzung war der diagnostische Prozess fruher geleitet, und wie ist es heute? 2. Aus welchen Grunden sollte ein Diagnostiker einen Auftrag ablehnen? 3. Was bedeutet »hypothesengeleitetes Vorgehen« im Rahmen des diagnostischen Prozesses? 4. Wie ist der Begriff »diagnostisches Urteil« definiert? 5. Worin unterscheiden sich mechanische (statistische) und klinische Urteilsbildung? 6. Was ist der »Goldberg-Index«? 7. Zu welchem Ergebnis gelangen die Metaanalysen zum Vergleich von klinischer und mechanischer (statistischer) Urteilsbildung? 8. Nennen Sie Vor- und Nachteile der klinischen Urteilsbildung! 9. Welches Problem kann bei der Anwendung komplexer statistischer Urteilsmodelle (z. B. Kunstliche Neuronale Netze) entstehen? 10. In welcher Beziehung stehen diagnostischer Prozess und Gutachten? 11. Nennen Sie die obligatorischen Hauptgliederungspunkte eines diagnostischen Gutachtens! 12. Welche Variablen werden in der Verhaltensgleichung aufgefuhrt, die zur Formulierung von psychologischen Fragen herangezogen werden konnen?
Übungsfragen Kapitel 5 13. Was ist bei der Interpretation der Ergebnisse besonders zu beachten? 14. Welche Funktion hat ein Befundbogen, und wie ist er aufgebaut? 15. Welche Funktion hat die Stellungnahme im Gutachten? 16. Nennen Sie zwei unabdingbare Qualitatsanforderungen an ein Gutachten!
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