Modelle sozialer Ungleichheit

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Resource summary

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    Sozialstruktur: Modelle sozialer Ungleichheit
    Um eine Struktur einer Gesellschaft verständlich bzw. bildlich darzustellen zu können,werden verschiedene Modelle verwendet. Jedes der Modelle zur Sozialstrukturanalyse hat bestimmte Vor-und Nachteile, da einige Aspekte detailliert fokussiert als andere. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie bestimmte Gruppen und Hierachien bilden.

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    Klassenmodell
    Heutige Formen von Klassenmodellen basieren auf den Gesellschaftsanalysen von Karl Marx. Gesellschaft als starres Gefüge zweier unversöhnlicher Klassen dar. Grenzen dieser definieren sich über den Zugang von zu Produktuinsmitteln (z.B. Maschinen, Werkzeug, Fabriken). Inhaber dieser bezeichnet man als Bourgeoisie oder Besitzbürger, welche den sogenannten Mehrwert (vereinfacht : die Differenzen zwischen Produktionskosten und Umsatz) abschöpfen. Ihnen gegenüber stehen die Proletarier oder Lohnabhängige, welche lediglich ihre Arbeitskraft auf dem Markt anbieten können.      -->Aus dieser Situation ergibt scih das jeweilige Interesse der beiden gesellschaftlichen Großgruppen : Die Besitzbürger wollen das herrschende produktions-und Gesellschaftssystems erhalten; das Proletariat strebt nach Umsturz der Verhältnisse bzw. nach Revolution. Der Marxismus geht von einem deterministischen (d.h. vorherbestimmten) Geschichtsverlauf aus: Es wird eine historische Abfolge von Klassenkämpfen angenommen( etwa zwischen Sklaven und Sklavenahltern,Lehnherren und Bauern) deren Ende in einer klassenlosen Gesellschaft geshen wird. Aufgrund der klaren Grenzen zwischen den gesellschaftlichen Großgruppen werde die soziale Ungleichheit(Einkommen,Bildungschancen,MAcht) zwischen den Klassen von Generation zu Generation weiterzugeben. 

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    Auch in der modernen Soziologie gehen marxistische und sozialistische Theoretiker wie Wolfgang Abendroth, John Goldthorpe und Erik Wright davon aus,dass trotz der Existenz ähnlicher Konsummöglichkeiten,trotz sich individualisierender Biografien etc. der Grundwiderspruch zwischen Besitz und Nichtbesitz von Produktionsmitteln fortbesteht. Dementsprechend halte die soziale Ungleichheit über subtile Auslesemechanismen (z.b. Bildungssystem) weiter an und die soziale Mobilität (d.h. der soziale Auf-und Abstieg) bleibe stark begrenzt. Gerade Phänomene wie die verfestigte Armut oder das Wachsen der gruppen der "working poor"(d.h. Menschen, die trotz einer Erwerbstätigkeit nahe oder unter der Armutsschwelle leben müsse ) dienen oftmals als Anlass, um auf marxistische Theorien zurückzugreifen. Um moderne und komplexe Gesellschaften mit einem Klassenmodell erfassen zu können, wirdMarx´Modell entsprechend erweitert. So wird erwa gezeig, dass nicht (mehr) nur eine einzige Gruppe über Organisationsmacht verfügt. (Z.B. das Modell nach Erik wright)

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    Schichtmodell
    Klassenmodell stellt eine im Kern gespaltene Gesellschaft dar, wohingegen im Schichtmodell gestufte Übergänge zwichen mehreren gesellschaftlichen Gruppen dargestellt sind. Diese Modelle betrachten die Verteilung mehrerer gesellschaftlich als relevant erachteter Güter. Dabei gilt besonders der Beruf als entscheidender Indikator , da dieser Rückschlüsse auf den materiallen Wohlstand , das Prestige , die (Organisations)-Macht sowie den Bildungsgrad-und somit den sozialen Status einer Person-zulässt. Schichten sind demzufolge Statusgruppen, die hautsächlich vertikal angeordnet sind.

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    Zwiebelmodell von Karl Martin Bolte
    in diesem Modell werden zur Schichtenbildung die Kriterien Beruf, Einkommen und Schulbildung herangezogen. Die bauchige Mitte weist auf wenig vorhandene Prestigeunterschiede bei etwa 60% der Bevölkerung hin. Deutlich davon abweichende Gruppen sind die "Sozialverachteten"(z.B. Obdachlose) und die "Oberschicht" (z.B. Großunternehmer, Spitzenfinanz), die in den Statuszonen sehr weit unten bzw. oben rangieren.

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    Das Hausmodell von Darendorf
     Das HAus-Modell von Ralf Darendorf, welches am Beispiel der westdeutschen Gesellschaft der 1960er Jahre entwickelt wurde, differenziert sieben Schichten, die sich in der Form eines Hauses zusammenfügen. Dabei handelt es sich um eine relativ flexibles Gefüge mit wenig klaren grenzen zwichen den Schichte.

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    Hausmodell von Rainer Geißler
    Bei dem modernisierten Haus-Modell von Rainer Geißler wird die Gruppe der Ausländer durch eine Art Anbau ergänzt, dabei jedoch klar abgegrenzt. Des Weiteren wird eine Armutsgrenze definiert. Mehrere kriterien liegen hier der Schichteinteilung zugrunde : Zusätzlich zum Beruf werden das Einkommen (zur Festlegung der Armutsgrenzen) , die ethnische Zugehörigkeit ( zur Differenzierung der Gruppen der Ausländer) und die Position im Herrschaftsgefüge (zurHeraushebung  der Eliten) herangezogen. Mentalitäten und Verhaltensähnlichkeiten werden dagegen  nur sekundär berücksichtigt.

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    Lagenmodell
    während Schichtmodelle sich im Kern auf vertikale Ungleichheiten beziehen, arbeiten Lagemodelle (z.B das von Stefan Hradil) mit sogenannten horizontalen Ungleichheiten, welche "quer" zu den klassischen Ungleichheitsdimensionen (z.B. Beruf und Einkommen) liegen: etwa Geschlecht, Wohnort, Herkunft, Alter, zahl der Kinder im Haushalt) Es wird versucht, Unterschiede innerhalb eines sozialen Status, also z.B. die Differenz von Bildungsabschluss und Einkommen zu erklären. Denn etwa im Mittelbau der Schichtmodelle zeigt sich mitunter, dass die herangezogenen Indikatoren keine eindeutige Zuordnung zu einer Schicht ergeben : Ein Taxifahrer mit einem Doktorgrad in Soziologie kann allein über sein Einkommen oder allein über seinen Bildungsgrad nur unzureichend erfasst werden. Soziale Lagen dagegen sollen die Lebensqualitätund die Lebenschancen von Bevölkerungsgruppen abbilden, um die soziale Wirklichkeit genauer widerzuspiegeln. Dazu wird etwa auch die subjektive Zufriedenheit abgefragt. Lagenmodelle können dadruchzwar individuelle Situationen genauer verorten und konkrete Lebensbedingungen im Detail bechreiben, verzichten aber auf eine klare, analytische Strukturierung.

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    Millieu -Modell
    Milieumodelle erfassen genau wie Lagemodelle horizontale Dimensionen sozialer Ungleichheit,stellen aber soziokulturelle Orientierungen in den Mittelpunkt. Durch die Differenzierung sozialer Milieus sollen die Bedingungen (Normen,wirtschaftliche und politische Faktoren,mentale Haltungen etc.) widergespiegelt werden, unter denen Bevölkerungsgruppen leben. Gleichzeitig bestimmen diese Faktoren das Handeln der Gruppenangehörigen und prägen somit bestimmte Lebensstile. Da sich Lebensstile maßgeblich in Konsumgewohnheiten äußern, werden Milieumodelle auch von Marktforschung und Marketing genutzt ! In diesem Kontext wurde u.a. das Milieaumodell des Sinus-Instituts (Sinus-Milieus) entwickelt, welches heute eines der bekanntesten ist und auch in Sozialwissenschaften verwendet wird.
    Caption: : Sinus-Milieus

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    ...
    Ein herausstechendes Milieu ist z.B. das expeditive Milieu, welches bei gehobenen Einkommensverhältnissen einen unkonventionellen, kreativen Lebensstil pflegt, digital vernetzt, hochmobil sowie immer auf der Suche nach neuen Grenzen ist. Dem kann etwa das traditionelle Milieu gegenübergestellt werden, das --- ausgestattet mit den Mitteln der Unterschicht---auf Sicherheit und Ordnung aus ist, sowie in traditionellen Lebensweisen ( z.B. Arbeiterkultur, Vereinswesen, Brauchtumspflege ) verhaftet bleibt.

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    Entstrukturierungsthese
    Vertreter dieser These behaupten: Wohlstandsexplosion und Bildungsexpansion haben in der Gesellschaft Westdeutschlands dazu geführt, dass Einkommen, Bildungsniveau, Mobilität, Recht, Konsum etc. insgesamt gestiegen sind bzw. sich  verbessert haben : Die Lebensverhältnisse der Gesellschaft befinden sich insgesamt auf einem höheren Niveau. Die Niveausteigerung bezeichnet Ulrich Beck (Soziologe und Vertreter der Individualisierungsthese) als Fahrstuhleffekt : Da zudem der Sozialstaat in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg deutlich abgebaut wurde, ist soziale Ungleichheit weniger im Bewusstsein der Bevölkerung verankert.Der durch das (entsprechend einem Fahrstul) "Höherfahren" der Gesellschaft einsetzende Individualisierungsprozess führt dazu, dass ehemals klar definierte Milieus brüchig werden und Lebensläufe zunehmend Statusschwankungen unterliegen (fragmentierte Erwerbsbiografien). Soziale Ungleichheiten nimmt dadurch nicht ab, ihre Struktur verändern sich jedoch (Entstrukturierung): Es kommt zu einer Auflösung der Klassen-und Schichtgrenzen, was kürzere Verweildauer in einem sozialen Status sowie mehr soziale Mobilität  zeigen. Die Zusammenhänge zwischen objektiven Lebensbedingungen (Einkommen, Bildung etc.) einerseits und Einstellungen, Orientierungen etc. andererseits sich nicht mehr so eindeutig zu bestimmen.

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    Der Soziologe Pierre Bourdieu betont jedoch , dass innerhalb des "Fahrstuhls" noch relevante Ungleichheitsrelationen besthen. Er spricht von einem Verfolgungsrennen, in dem die sozialen Positionen von den Menschen sehr genau registriert würden. Er entgegnet der Annahme, dass sich die Wahrnehmung von Ungleichheiten abgemildert habe (da die Frage  von "privilegiert" oder "benachteiligt" heute keine Frage des Überlebens mehr sei ), dass die Niveausteigerung zu einem noch deutlicheren sozialen Verteilungskampf geführt habe : Es geht nun nicht mehr um Güter (Teilhabe am Konsum), sondern um einen sozialen Status (psychologisch wirksame Anerkennung). Der Statuserhalt sei wiederum eng an "ökonomisches Kapital" , also eine der klassischen Ungleichheitsdimensionen, geknüpft. Unbeantwortet bleibt auch die Frage nach der Person, die im " Fahrstuhl keinen Platz gefunden " oder "nicht auf den Knopf gedrückt" haben: Personen, die etwa aufgrund mangelnder Qualifikationen , ihrer ethischen oder sozialen Herknuft den "Aufstieg" der Mittelklasse verpasst haben. Sie haben den Fahrstuhleffekt nicht als Aufstieg erfahren, sondern als relativen Abstieg. Letztlich ist jedoch festzustellen , dass sie klassischen Schicht - und Klassenmodelle an Aussagekraft für die heutigen Gesellschaftsstrukturen verloren haben , da "neue" soziale Ungleichheiten die Gesellschaft prägen. Diese bestehen z.B. in der Wohnungs-und Infrastrukturversorgung, den Möglichkeiten der Alterssicherung, der Familienform, verfügbaren Netzwerken , dem Möglichkeiten, über Zeit zu verfügungen, oder der Selbstständigkeit in der Berufsausübung.
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