40.9 Grundbegriff Sozialisation

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Studium Bildungswissenschaften Modul 1A (33040 Erziehung - Bildung - Sozialisation SS16) Flashcards on 40.9 Grundbegriff Sozialisation, created by Yvonne Heitland on 04/02/2017.
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Question Answer
Erste Verwendung des Sozialisationsbegriffs ...wird erstmals 1896 im wissenschaftlichen Kontext verwendet und ist somit ein recht neuer Begriff in der Pädagogik; seine Wurzeln reichen nicht bis in die Antike zurück
Welche Phänomene beschreibt der Sozialisationsbegriff? Zusammenleben von Menschen in Gemeinschaften und Gesellschaften; Menschen wachsen in und mit Kultur, Sprache und Gesellschaft auf
Sozialisation wird begriffen als... ....Gesamtheit der Lernprozesse, die in Interaktion mit einer materiellen, kulturellen oder sozialen Umwelt das menschliche Selbst prägen.
Der Sozialisationsprozess verläuft über unterschiedliche soziale Einbindungen: Freunde, Familie, Schule, sowie insgesamt über die sozialen Felder und Räume von Kultur und Gesellschaft.
Zentrale Probleme: "Wie weit reicht die Determination des Menschen durch Gesellschaft und Kultur? Reproduziert Gesellschaft sich selbst und ihre Strukturen über Sozialisationsprozesse? Ist Moralität Produkt moralischer Sozialisation oder Ergebnis freier Willensentscheidungen? Gibt es Normen und Werte, die gesellschaftlich-kulturell übergreifend sind?
Thomas Berhnahrd: Die Ursache ...der Schriftsteller reflektiert das Umwelt, in welchem er gelebt hat; ...es geht um den sozialisationsrelevanten Einfluss der Stadt und ihre Bedeutung für das Leben und die Persönlichkeitsentwicklung
Interview (Sozialisation - erzählt) Die Aussage des Jugendlichen macht den sozialisatorischen Einfluss auf Lebensläufe deutlich; Jetzt Schulausbildung, danach Berufsbildungsjahr, anschließend Elektrikerlehre, dann wieder irgendwas anderes...
Frage nach der Sozialisation... ...ist stets präsent
Wesentliche Aufgabe der Pädagogik sieht Kant in der Zivilisation und fragt danach... ...wie der Mensch in die menschliche Gesellschaft passe; Kant betrachtet die Zivilisierung als intentional, also als erzieherisch steuerbar.
sensus communis Der Begriff stand seit der Antike für das Phänomen einer sozial-kulturell geprägten Vernünftigkeit; Einführung in den Gemeinsinn; Sinn für gemeinsam geteilte Normen und Werte, Einstellungen, Geschmäcker und Haltungen; ...war Teil der Erziehung, der schulischen Bildung, war eine sozialisierte Lebensform
Welche sind die drei Merkmale/Spezifika des Sozialsationsbegriffs? 1. Sicht der Gesellschaft 2. sichtbares Verhalten 3. Lebenslanger Prozess
1. Sicht der Gesellschaft Durkheim: "Der Mensch [...] ist nicht der Mensch, den die Natur gemacht hat, sondern der Mensch, wie ihn die Gesellschaft haben will" (1902); Sozialisationsbegriff thematisiert die Entwicklung des Einzelnen im Spannungsfeld von Mensch und Umwelt
2. sichtbares Verhalten Der Sozialisationsbegriff betrachtet menschliches Verhalten und Reproduktionsmechanismen dieses Verhaltens; nicht erfassbare Motive des Handelns werden ausgegrenzt; Oft geäußerte Kritik: Der Sozialisationsbegriff blendet die Aktivitäten des Einzelnen aus
Der Begriff "Verhalten" ...thematisiert die Auseinandersetzung von Organismus und Welt, Individuum und Gesellschaft und hat den Anspruch auf Objektivierbarkeit; Ziel ist Ursache-Wirkungszusammenhänge zu klären und Gesetze über soziale Beziehungen aufzustellen.
Konkretisierung des Handlungs- und Verhaltensbegriff durch den Handlungstheoretiker Max Weber: Soziologie ist die Wissenschaft von sozialem Handeln; Soziologie ist eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und seine Wirkungen ursächlich erklären will.
3. lebenslanger Prozess Sozialisationsprozesse werden über die Lebensphasen gedacht und stellen einen lebenslangen Prozess dar. Hurrelmann: "Die Persönlichkeit bildet sich [...] in keiner ihrer Funktionen und Dimensionen gesellschaftsfrei heraus, sondern lebenslang stets in einer konkreten Lebenswelt, die historisch vermittelt ist." (1986)
Anlage und Umwelt, Hurrelmann: "Die genetische Ausstattung eines Menschen stellt vielmehr einen Möglichkeitsraum dar, aus dem einzelne Elemente aktiviert werden."
Entstehung der Persönlichkeit durch... ...konkrete Lebensbedingungen: Leben in der Stadt oder auf dem Land, soziale Milieus und Schichten, Einflüsse von Medien, Rollenzuschreibungen und -erwartungen, Effekte von Sozialisationsinstanzen (z.B. Schule), unterschiedliche Positionen im sozialen Raum und die damit verbundenen Rollen (Angestellter, Lehrer / Schüler, Familienvater, ...)
Definition des Sozialisationsbegriff von Geulen 2004: Sozialisation wird gefasst als "die Entstehung und Bildung der Persönlichkeit aufgrund ihrer Interaktion mit einer spezifischen materiellen, kulturellen und sozialen Umwelt. Konkret gesprochen bedeutet das, daß unsere Sozialisation abhängig ist z.B. von der Familie [...] Später kommt die Schule [...] hinzu. [...] Im Erwachsenenalter sind es vor allem Erfahrungen [...] am Arbeitsplatz, die die Persönlichkeit weiter prägen."
Die Bildung des Subjekts.... ...erfolgt im sozialen Raum und kann nicht gesellschaftsfrei gedacht werden.
Der Sozialisationsbegriff untersucht... ...das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft in sozialen Milieus, inkl. materieller Umwelt, impliziter und expliziter Regel- und Normsysteme
4 Ebenen des Sozialisationsprozesses nach Tillmann 1. Subjekt 2. Interaktion und Tätigkeiten 3. Institutionen 4. Gesamtgesellschaft; Man kann keinen gesellschaftsfreien Standort einnehmen; Die 4 Ebenen stehen in Wechselwirkung zu einander
Ebene 1: Subjekt Erfahrungsmuster, Einstellungen, Wissen, emotionale Strukturen, kognitive Fähigkeiten
Ebene 2: Interaktionen und Tätigkeiten Eltern-Kind-Beziehung, schulischer Unterricht, Kommunikation zwischen Gleichaltrigen, Freunden, Verwandten
Ebene 3: Institutionen Betriebe, Massenmedien, Schulen, Universitäten, Militär, Kirchen
Ebene 4: Gesamtgesellschaft Ökonomische, soziale, politische, kulturelle Struktur; Gesamtgesellschaft ist nicht als Akteur zu verstehen, steht für ein generalisiertes Allgemeines; Einfluss erfolgt nicht direkt sondern z.B. vermittelt über Institutionen
Phasen der Sozialisation
Instanzen der Sozialisation
Was ist eine Rolle? Rollen stellen gesellschaftliche Erwartungshaltungen dar; ...sind Bündel von Erwartungen, die sich in einer gegebenen Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen
Was ist eine Position? Positionen stehen mit differierenden Rollenerwartungen in Verbindung und werden im sozialen Feld eingenommen. Es gibt dabei Muss-, Soll- und Kann-Erwartungen
Rollenkonzept der strukturell-funktionalen Theorie (Talcott Parsons) Rollen sind hier funktionale Elemente im sozialen System; Durch Einübungen und Übernahmen von sozialen Rollen erfolgt die Stabilisierung des Systems; Kulturelle Werte und Normen sind in Rollen objektiviert; durch die erlernten Rollen ist der Einzelne ein integrierter Bestandteil des sozialen Systems; der Einzelne hat viele, mitunter auch widerstreitende Rollen zu erfüllen (Rollengefüge); Von jeder Position wird ein anderes Rollenverhalten erwartet
Rollenkonzept des Symbolischen Interaktionismus (G. H. Mead / E. Goffman) ...geht von der Sichtweise der einzelnen Gesellschaftsmitglieder und der alltäglichen Interaktion aus; Individualität: Die Rolle ist nicht von vorneherein gegeben, sondern wird gestaltet; beruht auf einer gemeinsam geteilten symbolischen Welt und der Möglichkeit, mittels der sprachlichen Symbole sich zu dieser symbolischen Welt zu verhalten
role-taking / role-making Role-taking: Übernahme der erwartenden Rolle; Role-making: produktive Ausgestaltung von Rollen (eigene Interpretation aufgrund der eigenen Indentität)
Kritische Rollentheorie (Habermas) Kritik an der strukturell-funktionalen Theorie: Es ist gerade nicht davon auszugehen, dass Rollen und ihre Erwartungen mechanisch übernommen werden; Übereinstimmungen zwischen Erwartungen und Vollzug seien nur unter Zwang zu gewährleisten; Rollenkompetenzen sind maßgeblich: Durch Sozialisation sind Grundqualifikationen zu erwerben, die Möglichkeitsräume bieten; eine starke Ich-Identität wird zum Maßstab gelingender Sozialisationsprozesse; "balancierte Ich-Identität" vermittelt zwischen persönlicher und sozialer Identität
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