3. Pädagogische Psychologie: Pädagoogisch-psychologische Diagnostik

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Bachelor Pädagogische Psychologie Karteikarten am 3. Pädagogische Psychologie: Pädagoogisch-psychologische Diagnostik, erstellt von arne.doebler am 02/02/2016.
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Pädagogisch-psychologische Diagnostik: Ziele möglichst akkurate Einschätzung der aktuellen Ausprägung von: (1) Personenmerkmalen (z.B. Fähigkeiten, Einstellungen) oder (2) Merkmalen der Lern-/Entwicklungsumwelt (z.B. Kommunikationsformen im Unterricht, elterl. Erziehungsverhalten sowie, bessere Erklärung und Prognose in pädagogisch relevanten Problemfeldern
Handlungsstrategien (Wild & Krapp, 2006) 1. Modifikationsstrategien: Personenmodifikation (z.B. Nachhilfe, Lehrertraining) Bedingungsmodifikation (z.B. Neugestaltung des Lehrsystems, Änderung des Erziehungsverhaltens) 2. Selektionsstrategien: Personenselektion (z.B. Zulassung zu Schulzweigen oder Studiengängen) Bedingungsselektion (z.B. Auswahl eines Studiengangs oder einer Ausbildungsrichtung)
Selektion (vs. Klassifikation) Entscheidungsaltenativen typischerweise: (1) "Aufnahme" oder (2) "Ablehnung"
Klassifikation (vs. Selektion) mehrere Treatments zur Auswahl, Entscheidung: 1. entweder die richtigen Maßnahmen bzw. Aufgabenfelder für vorhandene Personen auswählen, oder 2. jeweils die richtigen Personen für vorhandene Aufgabenfelder
Treffer und Fehler bei Selektionsentscheidungen nicht nur abhängig von prognostischer Validität des Auswahlverfahrens (Höhe der Korrelation zwischen Merkmal und Residuum), sondern auch von Selektionsquote (Anteil der aufgenommenen Bewerber in Relation zur Gesamtzahl) und Grundquote (Anteil der Geeigneten in Relation zur Gesamtzahl) Treffer: erwartungsgemäß erfolgreiche Bewerber ➔ richtig Positive erwartungsgemäß erfolglose Bewerber ➔ richtig negative Fehler: zu Unrecht aufgenommene Bewerber ➔ falsch positive zu Unrecht abgewiesene Bewerber ➔ falsch negative
Bezugsnormorientierung Untersuchungen zeigen, dass sich Lehrer in ihrer Bezugsnormorientierung unterscheiden und damit nachhaltigen Einfluss, auf die konkrete Notengebung und Motivationslage der Schüler auswirken
(3) formale Gütemaßstäbe zur Interpretation von Bewertungen 1. soziale Bezugsnorm (interindividuelle) 2. individuelle Bezugsnorm (intraindividuelle/ipsative) 3. kriteriale Bezugsnorm (kriteriumsbezogene/sachliche)
Erfassung von Personenmerkmalen 1. Entwicklungstests ("Wiener Entwicklungstest" = WET) 2. Diagnose von Lernvoraussetzungen (z.B. Schulfähigkeit / Schulbereitschaft) 3. Intelligenztests 4. Beratung für berufliche Bildung ("LIS", "LPA" oder "BEIL") 4. Studienzulassungstests 5. Schulleistungstests ("PISA", "TIMSS", "IGLU") 6. Schülerleistungstests
Beispiele: Beratung für berufliche Bildung LIS "Lehrer-Interessen-Skalen" LPA "Lehrer-Persönlichkeits-Adjektivskalen" BEIL "Berufseignungsinventar für das Lehramtstudium"
Schulleistungstests erfassen Qualität einer Schule (= Schuleffizienz) lehrzielorientierte Leistungsmessung z.B. im Rahmen internationaler Schulleistungsvergleiche (PISA, TIMSS, IGLU)
Erfassung von Personenmerkmalen:: Schülerleistungstests zur Objektivierung des Lehrerurteils bei Einschätzung der Leistung eines Schülers sowie zum Vergleich zwischen Schülern (soziale Bezugsnorm)
Problem: Referenzrahmeneffekte Lehrer, die nur an einer Schule Unterrichten können schlecht zwischen Schulen/Schulformen vergleichen ➔ lebenspraktisch bedeutsame Entscheidungen bzgl. Schulübertritts oder Abschlusszeignisses, sollten auf Grundlage möglichst objektiver Leistungsfeststellungen getroffen werden z.B. im Rahmen von: (1) Zentralprüfungen und (2) objektiven Testverfahren
Objektivitätsprobleme, Reliabilitätsprobleme, Validitätsprobleme und Fairnessprobleme bei Bewertung schriftlicher/mündlicher Prüfungsleistungen (außer Referenzrahmeneffekt) 1. Erwartungen (z.B Pygmalioneffekt) 2. Halo-/Hof-Effekte 3. implizite Persönlichkeitstheorien 4. Positionseffekte 5. (weitere) Urteilstendenzen
Funktionen der Leistungsbeurteilung 1. Leistungsstand in einem Fach zusammenfassend darstellen (Note kann im strengen Sinne keine Schulleistung erfassen!) ➔ Klassifikation und Bewertung von Leistungen 2. Auslesefunktion, Kontrollfunktion und Berechtigungsfunktion 3. Orientierungsfunktion für Schüler und Eltern, bzgl. schulischer oder beruflicher Laufbahnentscheidungen 4. Berichtsfunktion 5. Anreizfunktion 6. Erziehungsfunktion 7. Rückmeldefunktion für Lehrkräfte
Erfassung von Umweltmerkmalen 1. Familiendiagnostische Verfahren 2. Skalen zum Klassenklima Beispiele zu 2: CES = Classroom Environment Skale, LASSO = Langdauer Skale zum Sozialklima, LFSK = Linzer Fragebogen zum Schul- und Klassenklima, videogestützte Unterrichtsanalysen und andere Beobachtungsverfahren
soziale Bezugsnorm (interindividuelle) "wie verhält sich Leistung eines Schülers zu durchschnittlicher Klassenleistung?" Ausprägungsgrad eines individuellen Merkmals (z.B. Lernerfolg) im Vergleich zu Merkmalsausprägungen anderer Schüler bewertet
individuelle Bezugsnorm (intraindividuelle/ipsative) "wie verhält sich aktuelle Leistung eines Schülers zu seinen vorherigen Leistungen? individuelle Leistungsentwicklung zählt Leistungen Anderer spielen keine Rolle
kriteriale Bezugsnorm (kriteriumsbezogene/sachliche) Leistung in Relation zu einem vorher festgelegten Erfolgskriterium gemessen Beispiel: mindestens 50% von maximal 100 erreichbaren Punkten zum bestehen einer Prüfung erforderlich
Erwartungen (z.B Pygmalioneffekt) Schüler wiesen einen größeren Zuwachs in ihrer kognitiven Leistungsfahigkeit auf, wenn Lehrer dies aufgrund eines vermeintlichen Intelligenztestergebnisses so erwarteten
Halo-/Hof-Effekte auffälliges Merkmal bestimmt Wahrnehmung anderer Merkmale z.B. guter Schüler in Deutsch bekommt auch eher gute Englisch Note
implizite Persönlichkeitstheorien Annahme, das Mädchen grundsätzlich gut in sprachlichen Schulfächern sind, kann zu Notenbonus führen
Positionseffekte Prüfling nach einem schlechten Schüler erhält Bonus
(weitere) Urteilstendenzen z.B. Zuschreibung hoher Fertigkeiten, wenn Eltern akademischen Hintergrund haben
Leistungsbeurteilung: Auslese-, Kontroll- und Berechtigungsfunktion z.B. im Hinblick auf Zugang zu weiterführenden Schulen, Studiengängen oder beruflichen Ausbildungsgängen
Leistungsbeurteilung: Berichtsfunktion Rückmeldungen über aktuellen Leistungsstand für Schüler als pädagogische Funktion für Eltern als Information über die Leistungsentwicklung ihrer Kinder
Leistungsbeurteilung: Anreizfunktion Noten können motivieren und disziplinieren
Leistungsbeurteilung: Erziehungsfunktion Noten machen Schüler mit den in der Gesellschaft dominierenden Prinzipien der Leistungsbewertung vertraut
Leistungsbeurteilung: Rückmeldefunktion für Lehrkräfte Notenverteilung in einer Klasse sagt auch etwas über Unterrichtsqualität aus
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