Psychopharmakotherapie

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Klinische Psychologie (9.12 Psychopharmakotherapie) Flashcards on Psychopharmakotherapie, created by evasophie on 31/07/2015.
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Question Answer
Arzeneimittel - Stoff oder Substanz, der/die eine bestimmte pharmakologische Wirkung im Organismus erzielt - Zweck ist Heilung, Linderung, Verhütung oder Erkennung von Krankheiten - unterschiedliche Darreichungsformen (Tablettenform, Tropfen- oder Saftform, Zäpfchen oder Suppositorien, Dragee, Pflaster oder Injektion) - besteht aus Arzneistoff (soll die gewünschte Wirkung auslösen) und Hilfsstoffen - werden international nach ihrer Hauptwirkung im ATC-Code klassifiziert - natürlich vorkommende Arzneistoffe (Naturstoffe), partialsynthetische und vollsynthetische Abkömmlinge - gentechnisch hergestellte Arzneistoffe gewinnen an Bedeutung
Psychopharmaka - Arzneimittel, die eine Wirkung auf die Psyche des Menschen besitzen - bei primärer Zielwirkung auf anderes Organsystem und lediglich Nebenwirkungen auf die Psyche kein Psychopharmakon
Psychopharmakotherapie - Einsatz von Substanzen oder Arzneimitteln, die ihre Zielwirkung im ZNS haben und die psychische Befindlichkeit des Behandelten verändern sollen - Zielsymptome können jegliche psychische oder psychopathologische Phänomene sein - es werden fast immer Symptome und nicht Ursachen behandelt
Wirkung von Arzneimitteln - Pharmakokinetik und –dynamik können je nach Wirkstoff und Individuum variieren - Wirkung z.B. über die Signalverarbeitung in den Gehirnstrukturen (direkt oder indirekt - second- messenger-Systeme) - Tätigkeit und Aktivität der Nervenzelle kann über Beeinflussung von Rezeptoren und über Ionenkanäle, die sich vermehrt oder weniger öffnen, verändert werden - Wirkung kann erst entfaltet werden, wenn es vom Körper aufgenommen wird - andere Wirkung z.B. durch Einwirkung auf Vorgänge im Zellinneren und Zellkern (Beeinflussung von Apoptose und Neurogenese) - Pharmakokinetik abhängig von - Dosis-Wirkungskurve des Arzneimittels - der Rezeptoraffinität der Wirksubstanz - anderen (konkurrierenden) Substanzen
Pharmakokinetik Prozess der Freisetzung, Absorption, Verteilung im Organismus, Verstoffwechselung und Ausscheidung des Arzneimittels Pharmakokinetik abhängig von - Dosis-Wirkungskurve des Arzneimittels - der Rezeptoraffinität der Wirksubstanz - anderen (konkurrierenden) Substanzen
Pharmakodynamik alle Prozesse, die das Arzneimittel bzw. seine wirksame Substanz im Körper bewirken; Wirkung des Arzneimittels auf physiologischer und molekularer Ebene auf den Organismus
Gehirn, Transmitter, Rezeptoren - komplexes System an Neuronen kommuniziert über Neurotransmitter - Gehirnzellen bestehen aus Kernen und Axonen und Dendriten ( = Verbindungen zu anderen Zellen) - Zellen sind über Synapsen miteinander verbunden - Transmittersysteme spezifisch verteilt und ihre Kerne oftmals in Kerngebieten (Gruppen) lokalisiert - Axone projizieren z. T. in weit entfernte (Hirn-)regionen - relevante Hirnstrukturen für Lernen/Emotionen: - frontaler Kortex - Hippocampus - limbisches System - Substantia nigra - erregende (exzitatorische) und hemmende (inhibitorische) Zellen beeinflussen sich gegenseitig und steuern so die Leistungen des Gehirns - lebenslange Plastizität des Gehirns, jedoch sind Auf- und Umbauprozesse vorgeburtlich und im Kindes- und Jugendalter am stärksten ausgeprägt
Transmitter relevante Transmitter im Gehirn: • Serotonin • Acetylcholin • Dopamin • Noradrenalin • Adrenalin • + die Aminosäuren Aspartat, Glutamat und GABA
Glutamat ist quantitativ häufigster exzitatorischer Transmitter im ZNS
GABA - ist quantitativ am häufigsten vorkommende inhibitorische Transmitter im ZNS - Zellen werden dadurch in ihrer Aktivität gehemmt
Serotonin - serotonerges Systems besitzt mind. sieben verschiedene Rezeptoren (5HT-Rezeptoren) - Ursprung in den Raphe-Kernen (wird durch Umbauprozesse aus Tryptophan gebildet) - kommt nahezu überall im Gehirn vor - AuswirkungenaufImpulsivitätundAggression,RegulationderAngstunddepressive Störungen
Dopamin: - bedeutsam für motorische sowie Denk- und Fühlprozesse - vier unterschiedliche Dopaminsysteme im Gehirn: • das nigrostriatale (v.a. motorische Funktionen) • das mesolimbische (Belohnungs- und Appetenzmechanismen) • das meso-corticale (Handlungsplanung) • das tubero-infundibuläre (Hypothalamus-Hypophyse: Prolaktin) System - mittels des dopaminergen Systems wirken Antipsychotika
Noradrenalin & Adrenalin - Lokalisation u.a. im Locus coeruleus - wichtig für Aufmerksamkeit - psychopharmakologisch bei ADHS, Depression und Angst von Bedeutung - periphere Wirkung auf den Sympathikus und Parasympathikus und damit Einfluss auf Steuerung zentralnervöser autonomer Funktionen
Entwicklung von Arzneimitteln - Erprobung im Labor und im Tierversuch - klinische Prüfung am Menschen in vier Phasen 1. Phase 1: Prüfung an kleiner Gruppe gesunder freiwilliger Probanden (Überprüfung der Verträglichkeit und Unbedenklichkeit des Pharmakons) 2. Phase 2: Kleine Studien zur Prüfung von Dosis und Verträglichkeit 3. Phase 3: umfangreiche Prüfungen an größeren Patientengruppen (meist placebo- kontrolliert und doppelblind); Erfassung von Wirksamkeit, Dosis und Nebenwirkungen 4. Phase 4: Zusammenfassung aller Studien nach Zulassung des Arzneimittels - Teilnehmer muss stets aufgeklärt sein und in die Studie einwilligen - bei Minderjährigen gilt dies für diesen selbst und für Sorgeberechtigte - kostspieliger und aufwändiger Prozess
Besonderheiten der Pharmakotherapie bei Minderjährigen - unterschiedlich zu Pharmakotherapie beim Erwachsenen in Bezug auf Physiologie, Psychologie und rechtlichen Rahmen • physiologische Besonderheiten im Organismus von Minderjährigen • alterstypische Nebenwirkungsprofile (z.B. bei SSRIs) • Stoffwechsel unterscheidet sich (Nieren/Leber) • unterschiedliche Fett-/Wasseranteile im Körper • Entwicklung der Blut-/Hirnschranke - Unterschiede hinsichtlich der Zulassung eines Arzneimittels: - Zulassung für eine bestimmte Altersgruppe - Zulassung für eine bestimmte Indikation
off-label & unlicensed-use - Verordnung eines Arzneimittels außerhalb einer zugelassenen Altersgruppe oder - Verordnung eines Arzneimittels, das in Deutschland überhaupt keine Zulassung besitzt - Patient muss darüber aufgeklärt werden - wird nicht von der Kasse erstattet - Hersteller haftet nicht für etwaige Folgen oder Nebenwirkungen - bei Minderjährigen weit verbreiteter off-label-use vieler Arzneimittel, da viele Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter nicht ausreichend geprüft und damit nicht zugelassen sind/waren - Zulassungsstatus gibt keine Auskunft über Sicherheit der Wirksamkeit eines Arzneimittels (Beispiel trizyklische Antidepressiva – zugelassen, aber hohe Nebenwirkungen und hohes Mortalitätsrisiko)
Psychopharmakoepidemiologie - Verordnungszahlen für psychotrop wirksame Arzneimittel steigend - auch bei Kindern und Jugendlichen die am häufigsten eingenommene Arzneimittelgruppe - Methylphenidat stark steigend (ADHS-Boom) - Neuroleptika moderat steigend —> vermehrter Einsatz bei Impulskontrollstörungen - Antidepressiva stagnierend
Methylphenidad (ADHS) - Wirkung u.a. über eine Erhöhung des körpereigenen Dopamins und Noradrenalins im synaptischen Spalt - hohe Effektstärke (um 1) - kurze Halbwertszeit von 2 1⁄2 Stunden (mehrere Gaben am Tag) - retardierte (langsam dosierend freigesetzte) Präparate werden heutzutage den unretardierten vorgezogen - alternativ zu MPH (Methylphenidat) und Atomoxetin: Amphetamin - häufige Nebenwirkungen (MPH & Amphetamin): - Bauchschmerzen, erhöhte Weinerlichkeit, Appetitverlust, Schlafstörungen - „drugholidays“ nicht empfehlenswert - regelmäßige Überprüfung der Indikation für eine weitere medikamentöse Behandlung zu realen Bedingungen (Alltag) - Verordnung von Stimulanzien unterliegen BtmG und erfordern eigene Rezeptformulare
Atomoxetin (ADHS) - AndereArzneimittelzurBehandlungvonADHS - selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Atomoxetin - erhöht die Konzentration von Noradrenalin im synaptischen Spalt - wird über die Leber metabolisiert - Zugehörigkeit zur Gruppe der SSRI/SNRI, daher kann es bei Beginn und Absetzen der Behandlung zu suizidalen Gedanken kommen - Effektstärke geringer als die des MPH - empfehlenswert bei komorbider affektiver Störung oder bei unzureichender Wirksamkeit von MPH oder bei bestehenden Abhängigkeitserkrankungen
Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Antidepressiva - wirksam bei affektiven, Zwangs- und Angststörungen bei Erwachsenen - effektiver & weniger Nebenwirkungen als tri- oder tetrazyklische Antidepressiva - SSRI’s machen nicht abhängig - bei Minderjährigen keine ausreichende Wirkung belegt; jedoch bei schweren und chronischen depressiven Störungen unerlässlich - eingesetzt bei - Depressiven Störungen - Angst- und Zwangsstörungen - Persönlichkeitsstörungen im Sinne symptomatischen Therapie zur Stimmungsstabilisierung - Wirkungsweise: hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin in die ausschüttende Zelle und erhöhen so die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt - Wirkung im Laufe von Wochen (regelmäßige Kontrolle Blutbild etc. notwendig) - Einsatz bei Essstörungen: - Wirksamkeit der SSRI bei bulimischer Symptomatik (Abnahme der Heißhungerattacken) - bei anorektischen Patienten jedoch nur Einzelfall einzusetzen (Ängste- und Zwangsgedanken reduzieren)
Nebenwirkungen SSRI'S - häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Gewichtszunahme, Schlafstörungen - deutliche altersspezifische Unterschiede im Nebenwirkungsspektrum - Aktivierung als gefürchtete Nebenwirkung (gehäuft auftretende suizidale Gedanken & Verhalten) - Kosten-Nutzen-Verhältnis für den Einsatz der meisten SSRI daher negativ - zusätzliche kognitive Verhaltenstherapie - auftretenden Suizidalität - bei Kindern ist diese „behavioural toxicity“ am stärksten ausgeprägt, bei Jugendlichen weniger & bei Erwachsenen am schwächsten - Patient und Anghörige müssen auf die Möglichkeit suizidaler Gedanken aufmerksam gemacht werden & es muss eine engmaschige Betreuung erfolgen
Welche SSRI's sind ab wann zugelassen? - Fluoxetin zugelassen ab acht Jahren; nachgewiesener Effekt auf die Major Depression - Fluvoxamin zugelassen ab acht Jahren; nachgewiesener Effekt auf Zwangserkrankungen - Sertralin zugelassen ab sechs Jahren
Tri- und Tetrazyklische Antidepressive - historisch erste Gruppe der Antidepressiva - keine Evidenz für den Einsatz von TCA bei Minderjährigen mit Depression - ungünstiges Nebenwirkungsprofil: - starke anticholinerge Effekte (Mundtrockenheit, Obstipation, Kreislaufdepression) - potentiell kardiotoxisch - bei Überdosierung leicht tödlich - weitere Behandlungsgebiete: Enuresis, Angst- und Zwangsstörungen - MAO-Hemmer (Monoaminoxidase-Hemmer; neuere SSNRI) bei Minderjährigen nicht zugelassen (keine Wirkevidenz, höhere Nebenwirkungen als bei SSRI’s)
Neuroleptika/ Antipsychotika (allgemein) - ursprünglich zur Behandlung von schizophrenen Erkrankungen - Anwendung in verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendpsychiatrie: • Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises • Angst- und Spannungszustände • Tic-Störungen • Impulsdurchbrüche bei unterdurchschnittlicher Intelligenz • autoaggressives Verhalten bei Autismus • bipolare/manische Störungen • Entzugserscheinungen • wahnhafte Depression • Einschlafstörungen
Konventionelle Neuroleptika - Blockade von Rezeptoren des Botenstoffes Dopamin und u. U. anderen Rezeptoren - kann sowohl für spezifische Wirkung des Präparates als auch für seine Nebenwirkungen verantwortlich sein - Einteilung hinsichtlich ihrer antipsychotischen Potenz: - niedrig potent (geringe antipsychotische Wirkung, aber sedierend) - mittel potent - hoch potent (gute antipsychotische Wirkung) - unerwünschte Wirkungen - extrapyramidal-motorische Störungen (EPS) • Parkinsonimus • Mimikverlust, Ruhetremor, depressive und apathische Antriebsminderung) • Dystonie (unwillkürliche Verkrampfungen und Fehlhaltungen) • Akasthisie (motorische Unruhe und Unfähigkeit, still sitzen zu bleiben) - tardive Dyskinesie (Bewegungsstörungen z.B. im Mundbereich) - Herz-Kreislauf-System (Blutdrucksenkung, erhöhte Herzfrequenz, Schwindel) - Hormonsystem (erhöhter Prolaktin-Wert) - Haut (erhöhte Lichtempfindlichkeit, Ausschläge) - Mundtrockenheit - verschwommene Sicht - Gewichtszunahme - Blutbildveränderungen (selten) - Leberschäden
atypische Neuroleptika - Weiterentwicklung: zusätzliche Blockade von einigen Rezeptoren für den Botenstoff Serotonin (weniger Nebenwirkungen) - Vorteile: • geringere Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines EPS • bessere Beeinflussbarkeit d. Negativsymptomatik (affektive Verflachung, sozialer Rückzug) • vergleichbar gute Wirkung auf der Positivsymptomatik (wahnhafte Gedanken, Halluzinationen) der Schizophrenie - manche atypischen Neuroleptika: erhöhtes Risiko für ein metabolisches Syndrom - Gewichtszunahme, Diabetes
Benzodizepine - auch Benzodiazepine können kurzfristig bei der Behandlung von Angststörung oder von Erregungszuständen eingesetzt werden, aber hohes Abhängigkeitspotential - engmaschige Zusammenarbeit zwischen behandelndem Arzt und Psychotherapeuten mit Routineuntersuchungen notwendig
Psychotrope Effekte von Arzneimitteln - Nebeneffekte auf Vigilanz, Psychomotorik etc. möglich - Psychopharmaka (Neuroleptika & Antidepressiva) —> Müdigkeit - Neuroleptika —> Motorik (EPS) - Nebenwirkungen sollten immer in Bezug auf die Schwere der Grunderkrankung und den positiven Effekt der Arzneimittelbehandlung bezogen werden (Güterabwägung für den Einzelfall) - kann ich die Nebenwirkung tolerieren? Oder ist es besser ohne das Medikament und ohne die Nebenwirkungen zu leben? - Berücksichtigung der Einnahme von Psychopharmaka bei der klinischen Untersuchung (eventuell nicht repräsentative Leistungen) - Kind, das MPH nimmt, ist besser im Leistungstest
Phytopharmakotherapie - Phytopharmaka = Medikamente auf pflanzlicher Basis - oft wird angenommen, dass sie „nebenwirkungsfrei“ sind - stimmt aber nicht immer - AlternativmedikamentbeiADHS - Zappelin - Algenpräparate - Diäten (Kind in negativer Sonderrolle) - kein Wirknachweis für diese „Arzneimittel“ - Alternativmedikament bei der Depression - Johanniskraut - besitzt hohes Interaktionspotenzial mit anderen Arzneimitteln - kein Wirknachweis bei Minderjährigen
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