Religiöse Erziehung als Bildungsarbeit begreifen

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10 Thesen zum Bildungsaspekt der religionspädagogischen Arbeit, der religiösen Erziehung. Inhaltlich nach: „Anschlussfähig und bildungsstark“, Hrsg.: Verband KTK, 2006 ISBN 13:978-3-933383-16-7
M. Gisela, SSND
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1. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … Kinder anzuregen, die Welt zu ergründen, und sie dabei zu begleiten, diese Welt zu begreifen. Religionen sind in der Lebenswelt der Kinder präsent: Durch Gebäude und religiöse Gegenstände, durch Kunst und Musik, durch Feste und Feiern, durch Medien ebenso wie durch die Menschen, die sich zu einer Religion bekennen. Wenn Kindern bei der Erschließung der Welt die Religionen vorenthalten werden, nimmt man ihnen die Chance, das, was sie umgibt, kennen und begreifen zu lernen.
2. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … Fragen von Kindern zu provozieren und sie bei der Suche nach Antworten zu unterstützen. Auf die Fragen der Kinder, die oft zu den Urfragen der Menschen gehören, gibt es viele Antworten. Die Religionen stellen einen Bereich dar, in dem Menschen seit jeher Antworten auf ihre Fragen gefunden haben. Den Kindern auf ihre Fragen nach dem Woher, Wohin und Wozu des Lebens, nach Anhaltspunkten für ein gutes, gerechtes und sinnvolles Handeln die Antworten der Religionen vorzuenthalten würde bedeuten, ihnen die Möglichkeit zu entziehen, bewährte Anhaltspunkte kennen zu lernen und sich mit diesen auseinanderzusetzen.
3. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … Werte und Normen der Menschen kennen zu lernen und den Kindern zu helfen, eigene Standpunkte zu entwickeln. Die Religionen formulieren begründete Werte und Normen, die den Menschen Halt und Orientierung für ein gelingendes Leben bieten. Kindern diese Werte und Normen bei ihrer Suche nach dem, woran sie sich halten und orientieren können, vorzuenthalten, würde bedeuten, ihnen den Zugang zu den ethischen Quellen und Kräften zu verwehren, die das humane Niveau unserer Gesellschaft bis heute bestimmen.
4. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … Kinder anzuregen und darin zu unterstützen, ihre eigene Identität zu entwickeln. Religionen bieten Auffassungen von Gott, Welt und Mensch an, mit denen Menschen sich identifizieren können. Sie tragen zur Entwicklung und Stärkung der persönlichen Identität bei. Kindern die Möglichkeit zu verwehren, innerhalb identitätsstiftender Bildungsprozesse den Bereich der Religionen kennen zu lernen, würde bedeuten, ihnen die Chance zu nehmen, sich mit religiösen Auffassungen von Gott, Welt und Mensch, mit Werten und Lebensformen, mit Bildern und Symbolen auseinander zu setzen.
5. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … sich in der Beziehung zu Menschen zurechtzufinden und gemeinschaftsfähig zu werden. Bei der religiösen Erziehung lernen Kinder die gemeinschaftsstiftenden Elemente der Religion(en) kennen. Sie erfahren, wie das Leben in einer Gemeinschaft aus einer bestimmten Spiritualität heraus gestaltet werden kann. Kindern die Chance zu nehmen, die gemeinschaftsbildenden Inhalte und Lebensformen der Religionen kennen zu lernen, würde bedeuten, ihnen ein bedeutsames Lernfeld für den Aufbau und die Realisierung sozialer Beziehungen vorzuenthalten.
6. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … die Kultur kennen zu lernen, die das Land, in dem sie leben, seit jeher bestimmt. Bei der religiösen Erziehung lernen die Kinder die Religion als kulturbestimmendes Moment kennen und sich damit auseinanderzusetzen. Kindern die Einsicht in die kulturbestimmende Bedeutung der Religion vorzuenthalten, würde bedeuten, einen wesentlichen Teil unserer Kulturgeschichte bewusst auszublenden und die heute noch wirksamen kulturproduktiven Kräfte der Religionen zu leugnen.
7. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … ihre multikulturelle Lebenswelt wahrzunehmen und interkulturelle Lebens- und Aktionsformen einzuüben. Bei der religiösen Erziehung lernen die Kinder unsere multikulturelle Gesellschaft genauer in den Blick zu nehmen und die Bedeutung der Religion in den unterschiedlichen Kulturen zu begreifen. Die Religionen auszublenden, wenn sich die Kinder mit ihrer multikulturellen Lebenswelt auseinandersetzen, würde bedeuten, bestimmende Faktoren für diese multikulturelle Situation zu leugnen und den Kindern eine verkürzte Einsicht in wichtige Erklärungszusammenhänge zu vermitteln.
8. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … Kinder bei der Entwicklung eines eigenen Menschenbildes zu unterstützen. Bei der religiösen Erziehung werden unterschiedliche Menschenbilder vorgestellt und ihre religiösen Wurzeln entdeckt. Wenn bei der Behandlung des Themas, welche Auffassungen es vom Menschen gibt und welche Bedeutung diese Auffassungen für die Beziehung der Menschen zueinander haben, die religiöse Dimension ausgeblendet wird, enthält man den Kindern einen wesentlichen Erklärungszusammenhang für die unterschiedlichen Sichtweisen des Menschseins vor.
9. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … Kinder zu stärken und ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Durch die religiöse Erziehung lernen Kinder die Botschaft der Religionen, vor allem der christlichen Religion, von der Akzeptanz des Menschen durch Gott, die Botschaft vom Zuspruch Gottes gegenüber dem Menschen und von der Verantwortung, die Gott dem Menschen gegeben hat, kennen und sich damit auseinanderzusetzen. Die Religion außen vor zu lassen bei dem Bemühen, Kinder zu stärken und ihr Selbstwertgefühl zu fördern, würde bedeuten, genau die Bereich auszublenden, in denen der Mensch am stärksten Bejahung und Zuspruch erfährt.
10. Bildungsarbeit mit Kindern heißt … die Bildungsprozesse so zu gestalten, dass sie für die Schule anschlussfähig sind. Bei der religiösen Erziehung wird ein wesentlicher Bildungsbereich, der auch Gegenstand des Unterrichts in der Grundschule ist, inhaltlich erschlossen. Den Bereich „Religion“ bei dem Bemühen auszuklammern, anschlussfähige Bildungsprozesse in Kindertageseinrichtungen zu gestalten, würde bedeuten, ein Lernfeld zu vernachlässigen, das zum Standard der Grundschule gehört.
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